Geschichte
Geschichte von Burg und Dorf Neuleiningen
Die Grafen von Leiningen waren im Mittelalter eines der bedeutendsten pfälzischen Adelsgeschlechter. Ihre Stammburg befand sich seit dem Anfang des 12. Jahrhunderts in Altleiningen. Rund 100 Jahre später, von 1238 bis ca. 1250, erbaute Friedrich III. die Burg Neuleiningen an strategisch wichtiger Stelle auf einem Bergsporn am Ausgang des Eckbachtales. Gleichzeitig wurde auch die Stadtmauer errichtet. In ihrem Schutz siedelten sich rasch Burgleute, Handwerker, Bauern und Kaufleute an. Der Ort gewann schnell an Bedeutung und wurde zur Stadt, 1371 sind die Stadtrechte bezeugt.
Allerdings gerieten die Leininger Grafen mehr und mehr in die Lehensabhängigkeit von den Wormser Bischöfen. (erster Nachweis 1308)
Unter Landgrafen Hesso (gest. 1467) wurden im 15.Jahrhundert Burg und Stadt Neuleiningen zu einer der stärksten Festungen in der Gegend ausgebaut. Nach seinem Tod gab es langwierige Erbstreitigkeiten. Als Folge mussten sich auf Beschluss des Kurfürsten die Leininger Grafen und die Bischöfe von Worms ab 1508 den Besitz von Burg und Stadt Neuleiningen teilen.
Im Bauernkrieg 1525 blieben Burg und Ort von der Zerstörung verschont – die Sage schreibt das dem lebensklugen Verhalten der Gräfin Eva zu, der damaligen Herrin auf Burg Neuleiningen. Sie hatte die anrückenden Bauern reichlich mit Speis und Trank versorgt, so dass sie schließlich friedlich wieder abzogen.
1555 hielt die Reformation unter Philipp I. im gräflichen Teil Neuleiningens Einzug. Der bischöfliche Teil der Stadt mit der Kirche St. Nikolaus blieb katholisch.
Auch den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) überstand die Burg ohne größere Schäden. Als 1634 schwedische Truppen Neuleiningen einnahmen, wurde von ihnen nur die Stadt geplündert. Durch Zahlung einer größeren Summe konnten die Plünderung der Burg und der Raub der dahin gebrachten Wertsachen abgewendet werden. Allerdings hatte der Ort am Ende des Krieges – auch infolge der Pest – nur noch 27 Einwohner.
Nur 40 Jahre später brach der Pfälzische Erbfolgekrieg aus. König Ludwig XIV. von Frankreich machte 1688 widerrechtlich Erbansprüche auf die Kurpfalz geltend. Da er damit keinen Erfolg hatte, ließ er sie und weitere linksrheinische Gebiete verwüsten. 1690 wurde auch Neuleiningen erobert und geplündert, die Burg durch Sprengungen verteidigungsunfähig gemacht .
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wollte Graf Georg II. von Leiningen-Westerburg die Burg wieder aufbauen, was jedoch am Widerstand des Bischofs scheiterte. Später verkaufte Graf Carl Ludwig seinen Teil von Neuleiningen an den Bischof von Worms. Damit hatten die Leininger Grafen alle Besitzrechte an Burg und Stadt verloren.
Die Bürger bauten nach dem Ende des Krieges das Dorf wieder auf, wobei die zerstörte Burganlage z. T. als Steinbruch diente; Tür- und Fenstergewände aus der Burg finden sich an manch einem Haus des Ortes wieder. Jahreszahlen aus dem 18. Jahrhundert sind an vielen Häusern zu sehen, ebenso etliche Handwerkszeichen.
Als Folge der napoleonischen Kriege wurde die Grafschaft Leiningen 1792 aufgelöst. Die Burgruine wurde zunächst französisches Nationaleigentum, später an einen Neuleininger Bürger versteigert. Sie blieb längere Zeit in Privatbesitz.
1874 erwarb Graf Karl Emich zu Leiningen-Westerburg-Neuleiningen die Burgruine, ließ den südöstlichen Turm ausbauen und lebte hier bis zu seinem Tod 1906. Danach wurde das Fürstlich Leiningische Haus in Amorbach Besitzer der Ruine.1941 ging sie als Geschenk an die Gemeinde Neuleiningen über. Der alte Gewölbekeller (heute „Burgschänke“) wurde nach Ende des 2. Weltkriegs als Gastwirtschaft genutzt.
Ab 1974 wurden umfangreiche Erhaltungsmaßnahmen an der Ruine der Hauptburg durchgeführt. 1990 bis 1992 folgte die Neugestaltung des äußeren Burghofs.
Barbara Knopp, Hildegund Rixner, September 2020